Das Wort Krise nehmen Fußballfans und besonders Sportjournalisten gern und schnell in den Mund, wenn eine Mannschaft mal drei oder vier Spiele hintereinander nicht gewinnt - bei Spitzenmannschaften reichen oft genug sogar zwei.
So war es auch bei Werder, nachdem es gegen die direkten Konkurrenten um die vorderen Plätze in der Bundesliga namens Schalke und Stuttgart auf die Mütze gab. Sofort wollten viele Beobachter eine Krise erkennen - nur die Werderaner selbst, die wollten davon lange nichts wissen. Ihnen kam der erstmal erlösende 3:0-Sieg über Ajax Amsterdam im UEFA-Cup-Hinspiel als Argument gerade recht. Nach einer kämpferisch überzeugenden Leistung und endlich mal wieder (zumindest ansatzweise) guter Arbeit der Bremer Tormaschine sah es so aus, als wären die Grün-Weißen dem Strudel, der eventuell doch noch in Richtung Krise geführt hätte, gerade noch einmal entkommen. Dann kam der akut abstiegsbedrohte HSV und erbeutete an der Weser drei Punkte, ein paar Tage später schaffte es eine völlig verunsicherte Werderelf fast, in Amsterdam noch die Teilnahme am Achtelfinale des Europapokals zu verspielen.
In Mönchengladbach sah es am vergangenen Sonntag bis zur 94. Minute so aus, als würde sich der auch in diesem Spiel anhaltende Krampf lösen, Werder endlich einmal wieder dreifach punkten und so den Kampf um die Meisterschaft ernsthaft wiedereröffnen. Daraus wurde am Ende dank Stahlschädel Steve Gohouri und 2:2-Torschütze Nando Rafael nix, was in Bremen zu einer gewissen Ratlosigkeit führte und unweigerlich zu dem Urteil führen muss, dass Werder durchaus in der Krise steckte und diese Einschätzung nicht nur der sportjournalistischen Affinität zu diesem Wort geschuldet war.
Am Samstag kommt nun der VfL Bochum nach Bremen. An diesem Spiel wird sich nach einer Reihe schwacher bis katastrophaler Spiele zeigen, wieviel Werder der Hinrunde noch im Werder der Rückrunde steckt. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die Bremer dem VfL wie im Hinspiel wieder sechs Tore einschenken. Aber ein spielerischer Aufwärtstrend sollte gegen diesen nicht unbedingt bärenstark einzuschätzenden Gegner durchaus zu sehen sein. Vielleicht gelingt sogar Miroslav Klose endlich einmal wieder ein gutes Spiel oder sogar ein Tor. Schön wäre es auch, Diego in der Form zu sehen, die ihm in den letzten Spielen überdeutlich abhanden gekommen ist. Frings sollte im Gegensatz zum Spiel gegen Gladbach wieder spielerisch rechtfertigen, dass er in den letzten Wochen gerne den Mund sehr voll genommen hat. Wenn das passiert und dazu noch die Abwehr die in der Rückrunde ungekannt löchrigen Reihe wieder schließen kann, dürfte es für Bochum ein nicht sehr lohnender Betriebsausflug werden. Und in Bremen kann danach die Krise wieder in den Status des Lieblingsworts vorschneller Journalisten zurückkehren.
Donnerstag, März 01, 2007
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