Samstag, September 27, 2008

Kein Fest

Es war ja lange verdächtig ruhig hier, da versuche ich doch mal mit einem subjektiven Exklusiv-Spielbericht vom ersten Spiel meiner neuen Truppe - bei dem ich leider noch zum Zuschauen verdammt war - wieder etwas leben in den Blog zu bringen... Wenn die Grundstimmung des Texts ob des Spielausgangs auch keine positive sein kann.


Port Elizabeth, Südafrika. Walmer Community Field, heute Nachmittag kurz vor 17 Uhr: Mit gesenkten Köpfen sitzen die Spieler der Young Chiefs - mich eingeschlossen - neben dem Spielfeld, auf dem die Mannschaft gerade das Spiel der Saison, das Walmer-Derby gegen den Lokalrivalen mit dem bescheidenen Namen Real Madrid, mit 1:0 verloren hat.

Nachdem Baily, der Coach, noch versucht hatte, seine Spieler zu trösten, trat Co-Trainer Waile auf den Plan. Er suchte sichtlich nach Worten und sagte dann das, was eigentlich alle dachten: "I'm really disappointed, guys ... to be honest ... I'm just disappointed."

Und der Mann sagte das nicht nur so, er war tatsächlich einfach völlig enttäuscht und niedergeschlagen. Nach dem Abschlusstraining am Donnerstag hatte er der Mannschaft noch ein rauschendes Fest für den Fall des Derby-Siegs versprochen.

Und so spielte die Elf auf dem Platz dann auch auf. Ein ums andere Mal düpierten die schnellen Flügelstürmer der Chiefs die Real-Abwehr, doch ein ums andere Mal landete der Ball dann eben nicht im Netz. Und so sahen die circa 100 Zuschauer - die meisten davon saßen übrigens kurioser Weise auch während des Spiels in ihren Autos, mit denen sie einfach durchs Tor der Sportanlage über die Rasenfläche bis an den Spielfeldrand gefahren waren - ein Spiel auf ein Tor, in dem sich die Bestrafung schon unterschwellig andeutete.

Und so kam es Mitte der zweiten Halbzeit dann auch. Eine der seltenen Real-Flanken köpfte einer unserer Verteidiger mit dem Hinterkopf unhaltbar ins eigene lange Eck und plötzlich stand es 0:1. Die Antwort unserer Mannschaft waren wütende, aber immer kopfloser vorgetragene Angriffe, die aber auch gegen eine Real-Mannschaft, die nach einer Ampelkarte und einer Verletzung in den Schlussminuten nur noch zu neunt auf dem Feld stand, nicht zum Erfolg führten.

Mit dem Schlusspfiff durfte der unmotorisierte Teil der Real-Fans also freudes- und auch sichtlich brandytrunken den Platz stürmen, während uns auf dem Heimweg durchs Township ungefähr zwanzig Leute am Straßenrand nach dem Spielausgang fragten - und nach der Antwort meist einfach nur wortlos abwinkten. Da war dann auch nichts mehr mit "Kopf hoch", da war wirlich nur noch Enttäuschung.


Fazit: Ich glaube, ich habe in den letzten Tagen eine Idee davon bekommen, was der heutzutage leider so oft misbrauchte Begriff Derby in einem Stadtteil wirklich bedeuten kann. Was noch fehlt ist die positive Seite dieses Derby-Feelings, das Rückspiel auf eigenem Platz sollten wir also bitte gewinnen...