Sonntag, Januar 13, 2008

"Wir tun euch auch nix."

Einen freien Sonntagnachmittag zur Verfügung und eine Gelegenheit vor der Nase, die sich doch ziemlich lang hinziehende Winterpause ein wenig zu verkürzen - da muss man einfach zuschlagen! So habe ich es jedenfalls getan, als Christian mich einlud, ihn heute zu einem Testspiel seines FC St. Pauli beim VfB Oldenburg zu begleiten.

Am Oldenburger Bahnhof gerieten wir sofort in den Mob braun-weißer Ultras, die Polizei war natürlich auch nicht weit. Einer unserer Freunde und Helfer lieferte auf dem Weg in Richtung Marschwegstadion dann auch gleich eins der Highlights unserer fröhlichen Auswärtsfahrt. Er versuchte uns mit einem ausgesucht freundlichen "Geht doch mit uns mit, wir tun euch auch nix" (wer hätte das von der Polizei gedacht!) davon zu überzeugen, uns dem in völlig überzogener Zahl bereit gestellten Begleitpersonal anzuschließen. Ne Wahl hatten wir wohl von Anfang an nicht wirklich...

Das Marschwegstadion war bei unserer Ankunft schon ganz passabel gefüllt. Laut Stadionsprecher waren um die 1.700 Zuschauer da, Christian vermutet aber, dass da einige Einnahme am Finanzamt vorbeibugsiert werden sollen - unsere Schätzungen belaufen sich eher auf zweieinhalb bis 3.000 Fans. Ein Schmuckstück ist die Heimat des Oberligisten VfB Oldenburg zwar nicht, aber auf einem Presseplätzchen auf der Hauptribüne ließ sich der Vorbereitungskick ganz gut ertragen.

In der ersten Hälfte war das Spiel tatsächlich ganz passabel und dynamisch. Eine von mehreren guten Chancen auf beiden Seiten nutzte Pauli zum psychologisch günstigen Zeitpunkt (fünf Euro für`s Phrasenschwein liegen schon bereit) kurz vor der Halbzeitpause zum 0:1, bei dem es dann auch bis zum Ende bleiben sollte.

Im zweiten Durchgang gab es zwar noch mehrfach hervorragende Gelegenheiten für die Angreifer beider Mannschaften, das Ergebnis zu ihren Gunsten anzupassen, viel Pech und noch mehr Unfähigkeit wussten dies aber zu verhindern. Unter`m Strich kann man Oldenburg eine gute Leistung attestieren. St. Pauli war auch nicht ganz schlecht, sollte sich bis zum Rückrundenstart aber noch gewaltig mit den Abstimmungsproblemen in der Abwehr auseinander setzen.

Eine besondere Erwähnung hat noch ein besonders schlimmer Auswuchs der voranschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs verdient. Man ist als regelmäßiger Besucher von Bundesligaspielen ja schon einiges gewohnt, aber eine verbale Präsentation der diversen Auswechslungen der Heimmannschaft durch verschiedene ortsansässige Unternehmen, u.a. einen Inkasso-Finanzdienstleister, setzt in Sachen Lächerlichkeit auf alles, was ich bisher kannte, noch einen obendrauf. Aber immerhin gab es so bei den sonst nervigen zahlreichen Spielerwechseln bei einem solchen Freundschaftsspiel reichlich zu lachen.

Einen angenehmen Gegenpol zu dieser Geldmacherei bildete allerdings die Würstchenbude vor der Hauptribüne. Wer so langsam Fritten und Würste verkauft wie die Betreiber dieses Ladens, dem kann man ohne Zweifel attestieren, dass er sich um den Kampf gegen die kommerzielle Ausbeutung des Sports verdient macht. Danke dafür!

3 Kommentare:

Dr. Selzsam hat gesagt…

Hihi, noch schöner als das Inkasso-Unternehmen fand ich aber den vom Zahnarzt präsentierten neuen Torwart. Hey, ich will auch mal auflaufen und von "Hau-Drauf-Security" oder "Kieferorthopädiepraxis Ernst Flickwerk" präsentiert werden...

Marco hat gesagt…

Wir sollten drüber nachdenken, den Blog vom "Gasthaus zu Ecke" oder auch Ullas Bierstube aus Bülstedt, sponsern zu lassen. Oder der "Club 53" - Die Geschichte habe ich aber schon einmal erzählt, oder?

Dr. Selzsam hat gesagt…

Äh, ja...